Donnerstag, 15. Dezember 2016

À bientôt Togo

Hallo ihr Lieben,

für die Meisten von euch kommt es sicherlich sehr überraschend, da ich meine Krankheit hier vorher bewusst nicht zum Thema gemacht habe, aber ich bin gezwungen aus gesundheitlichen Gründen erst einmal nach Hause zu fliegen und gesund zu werden.
Ich hoffe, dass ich danach so schnell wie möglich wieder nach Lomé fliegen und die Arbeit in meinem Projekt wieder aufnehmen kann.
Der kommende Abschied macht mich sehr traurig, verbinden mich doch jetzt schon zu viele schöne Erinnerungen, liebe Freundschaften und ein tolles Projekt mit diesem Land, von dem ich noch lang nicht genug gesehen habe.

Liebe Grüße,
Tabea

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Ein bisschen Spektakel und schöne Begegnungen

Hallo und Bonsoir,

ich wünsche euch allen eine schöne, besinnliche Adventszeit und einen gut gefüllten Adventskalender!
Ja, das ist es, was man nun von zu Hause hört: Adventskranz, Weihnachtsshopping, Glühwein, Adventskalender...es weihnachtet. Und bei uns?Hier kommt bei den warmen Temperaturen nicht recht Stimmung auf und die Pläne für die Feiertage stehen noch nicht. Aber wir arbeiten dran und werden es uns als WG mit unseren Freunden sicher auch hier sehr schön machen können.

Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu erzählen, da ich seit anderthalb Wochen wieder krank zu Hause bin nach 2 Tagen im Krankenhaus.
Und obwohl eine schwierige Woche hinter mir liegt, hatte ich doch oder vielleicht gerade dadurch (Wer weiß...) einige sehr schöne Begegnungen. Ich habe wieder einmal spüren können, wie offen und hilfsbereit viele Menschen auf uns zugehen.
An einer schönen Erinnerung möchte ich gern teilhaben lassen.
Ich war zur Behandlung das erste Mal in einem für uns neuen Krankenhaus und ich habe nicht wirklich verstanden, wann ich mich, wo melden muss, um zur Konsultation zu kommen. Erst anmelden, erst bezahlen? Wo ist das eigentlich genau?
Mir wurde von anderen Patienten alles erklärt und aufgepasst, dass ich auch überall richtig ankomme und mich nicht verlaufe oder in den falschen Wartebereich setze. Die Menschen bieten dir von sich aus ihre Hilfe an - So nett!

Als ich mich dann bis zur Krankenschwester vorgearbeitet hatte, um meine Temperatur, mein Gewicht und meinen Blutdruck messen zu lasse, stellte ich fest, dass ich mein Thermometer zu Hause vergessen hatte. Mist, nun war ich schon so weit gekommen... ;-)
In der hauseigenen Apotheke war dies allerdings schon ausverkauft, weshalb sie mir den Weg zur nächsten erklärte. Verstanden habe ich sie dabei leider nicht und meine Nachfrage ging im: "DER NÄCHSTE PATIENT" unter.
"Ok, so schwer wird die schon nicht zu finden sein.", dachte ich mir und ging in den Hof hinaus. Dort fragte ich den Vater einer jungen Tochter, wo ich denn hinmüsse und er versicherte mir, dass es gleich das Gebäude gegenüber sei, was ein zweiter Mann, der gerade vorbeiging, bestätigte. Ganz erleichtert ging ich also rüber...
Angekommen wunderte ich mich schon etwas. Sieht ja komisch aus hier. Zumindest nicht nach Apotheke... Nachdem ich den Flur zweimal auf und abgelaufen war, wandte ich mich an die Frauen auf dem Flur. Wo denn bitte die Apotheke sei. Ich erntete nur verwirrte Blicke, denn ich war auf der Säuglingsstation gelandet. Schneller Rückzug.
Als ich ziemlich enttäuscht nach draußen trat, kam eine ziemlich betagte Dame mit ihrem Enkel auf mich zu, die mir im Wartezimmer gegenüber gesessen hatte. "Hallo, ich habe gehört, dass du zur Apotheke sollst. Wir zeigen dir den Weg." Also gingen wir drei los. Am Ausgang des Geländes verabschiedete sie sich. Ihr Enkel werde mich begleiten. Den Jungen schätze ich auf etwa 11 Jahre - ein kleiner Checker, Sorte "obercool". ;-)
Die Apotheke lag tatsächlich nur schräg gegenüber. Vor der Tür angekommen, bedankte und verabschiedete ich mich, doch da hatte er schon die Tür geöffnet und war eingetreten.
"Hallo, sie braucht ein Fieberthermometer ." Das war leider auch dort ausverkauft. Somit wurde mir erneut der Weg zur nächsten Apotheke erklärt  ("Am besten nimmst du ein Moto...")
Wir bedankten uns und gingen raus. Wieder einmal setzte ich an, mich zu bedanken und zu verabschieden, denn diesmal hatte ich verstanden, wo ich hinmusste. Da ging der Junge schon zur Straße, hielt mir ein Moto an und erklärte dem Fahrer das Ziel. "Und danach bringen Sie sie GENAU HIER wieder her." Aufgestiegen bedankte ich mich überschwänglich und winkte noch kräftig. Der kleine Junge nickte mir nur (ganz lässig :-D ) zu und ging zurück zur Oma.
Was für eine liebe Hilfe!

Ansonsten wollte ich euch noch kurz von der foire erzählen, die gerade 3 Wochen in Lomé stattfand. Das ist ein echt cooles Ereignis. Es gibt mehrere foires im Jahr, aber dies war die Größte.
Man kann es sich als eine Mischung aus einer Messe und einem Jahrmarkt vorstellen. Das Gelände ist einfach riesig! Es gibt verschiedene Messehallen in denen Austeller aus mehreren afrikanischen Ländern ihre Produkte zeigten. Alles was das Herz begehrt: Kleidung, Stoffe, Motos, Spielzeug, Kosmetik, Küchengeräte,Möbel, Taschen, Technik - alles.
Draußen haben verschiedene Restaurants und Bars ihre Tische und Pavillons aufgebaut, es spielt Musik und es herrscht buntes Treiben.
Auf jeden Fall ein Spektakel, was man sich nicht entgehen lassen sollte.

So, das erst einmal von mir. Irgendwie werden die Einträge immer länger als geplant, aber wer mich kennt, weiß ja, dass ich mich nicht so gut kurz fassen kann. Schön, wenn ihr bis zum Ende durchhaltet. ;-)
Anbei zum Ausgleich zu den vielen Worten noch ein paar Bilder der letzten Tage...

Bis bald,
à bientôt,

Tabea

Zu den Bildern:
Abendstimmung auf dem marché
Der Ausblick auf den marché in Hanoukopé aus dem Gebäude, wo die Kleinkinderbetreuung stattfindet
Gabriel, einer unserer Knipse
Abendstimmung auf dem Heimweg

Dienstag, 29. November 2016

Vom Suchen und Finden...

Hallo ihr Lieben,

nun mal wieder ein persönliches Update von mir. Seit der letzten Meldung ist ein bisschen Zeit vergangen, weil es mir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden, um momentan zu beschreiben, wie es mir so geht.

Versteht mich nicht falsch, insgesamt geht es mir immer noch sehr gut hier und ich bin zufrieden, hier zu sein. Doch momentan bemerke ich, dass ich viel nachdenke. Nun sind wir schon im 4. Monat unseres weltwärts-Jahres angekommen und die Zeit vergeht so schnell. Es liegen schon viele Erfahrungen und Begegnungen hinter uns in so kurzer Zeit und ich frage mich, was noch vor uns liegt, was das Jahr noch für uns bereithält.

Mittlerweile hat sich ein fester Alltag eingestellt, der unter Woche von der Arbeit bestimmt wird und auch im Projekt habe ich meinen festen Platz gefunden. Das vermittelt ein Gefühl der Sicherheit und es ist schön zu merken, dass man angekommen ist. Gleichzeitig frage ich mich momentan, was jetzt kommt. Nun, wo man sich an die Abläufe gewöhnt hat und nicht mehr so sehr mit all den neuen Eindrücken beschäftigt ist, habe ich das Gefühl, bietet sich plötzlich neuer Raum, der darauf wartet gefüllt zu werden.
Bevor ich geflogen bin, habe ich mir gesagt: "Dieses Jahr ist das, was du daraus machst". Nun frage ich mich, was ich mache...
Ich denke, ich fühle mich vielleicht momentan auch neben der Arbeit nicht richtig ausgelastet,(also nicht, dass ich nicht müde nach Hause kommen würde) sondern ich hätte gern noch etwas neben bzw. nach der Arbeit so wie ich auch in Deutschland die Nachmittage eher mit meinen Hobbys als daheim verbracht habe.
So bin ich immer noch auf der Suche nach meinem Platz in einer anderen Kultur, zwischen neuen Personen und vielen Möglichkeiten. Wir befinden uns hier in einem Wachstumprozess, der das erste Mal größtenteils ohne den Einfluss von Eltern und Freunden von zu Hause geschieht. Wir sind mit neuen Aufgaben und Situationen konfrontiert und ich weiß nicht, ob man sich direkt verändert, aber man entwickelt sich eben (weiter).
So bin ich nach wie vor auf der Suche und gleichzeitig finde und fand ich bereits jetzt schon viel mehr als ich erwartet hätte.

Ihr merkt schon, es ist momentan Einiges in Bewegung und ich bin gespannt, welchen Weg ich wähle für die kommenden Monate und wo mein Weg mich hinführt. 

Bald mehr,
À bientôt,

Tabea

Alles, was du bist.
Alles, was du willst,
Alles, was du sollst,
geht von dir aus.
  Heinrich Pestalozzi

Viele Reisende wissen eigentlich gar nicht, was sie suchen. Aber sie wissen es genau, wenn sie es gefunden haben.
   Martin Krengel

Freitag, 25. November 2016

10 Jahre KEKELI - 10 Jahre Licht

Hallo meine Lieben,
hier mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Mir geht's nach wie vor sehr gut hier und der Alltag hat mich mehr im Griff als gedacht. :-)

Nun aber zur Überschrift...
10 Jahre Centre KEKELI. Am vergangenen Wochenende war es soweit und wir feierten das Jubiläum sehr schön!

"Tout par l'amour. Rien par la force."           "Alles aus Liebe. Nichts aus Zwang."             (Das Motto unseres Centres)

Am Freitag begannen die Vorbereitungen und jeder aus dem Team packte mit an.
Passend zum Anlass hatte das Centre auch einen neuen Anstrich und ein neues Schild am Eingang bekommen.
Es wurde geputzt, geräumt und geschmückt was das Zeug hält. Ich habe den Eindruck, der togoische Dekogeschmack besagt "Mehr ist mehr". Und so funkelten bald an allen Türen und Wänden bunte, glitzernde Girlanden und Schleifen. Die Musikanlage wurde aufgebaut und schon bei den Vorbereitungen wurde viel getanzt und gesungen, weshalb die Arbeit trotz der Wärme total Spaß machte. Zwischendurch legten einfach alle mal Besen, Staubtuch & Co. beiseite um miteinander zu tanzen.
Als wir es dann geschafft hatten und alles blitzte und funkelte, waren wir bereit für Samstag.

Am Morgen kamen zuerst unsere Kleinen aus der "animation des petits", also der Kleinkinderbetreuung. Sie führten Tänze, Lieder und Spiele auf, die wir einstudiert hatten und oft sind auch die Kinder, die gerade saßen und nicht auf der Bühne waren, aufgesprungen, um einfach mitzutanzen zur Musik. Als es dann zur Belohnung noch etwas zu naschen für jeden gab, war die Freude perfekt. Total schön die Knipse so aufgedreht und fröhlich zu sehen!

Danach kamen die Frauen vom Alphabetisierungskurs. Die Meisten von ihnen arbeiten auf dem Markt neben dem Projekt.
Nach der Eröfnnungsrede, erzählte eine Mitarbeiterin mit vielen Bildern anschaulich von der Entstehung und Entwicklung des Centre, was total interessant war!
Im Anschluss führten die Frauen Sketche auf und machten Musik und tanzten. Die Stimmung war so fröhlich und die Frauen haben füreinander total viel geklatscht und sich für die Sketche etc. gelobt.
Auf einmal wurden Solène (eine französische Praktikantin, die éducatrice spécialisé lernt und 6 Wochen bei uns ist) und ich von einer Dame an der Hand gepackt und in ihre Mitte gezogen, um den traditionellen Tanz mit ihnen zu tanzen. Im ersten Moment war ich super überrascht und alle Augen waren plötzlich auf uns gerichtet, aber als wir einfach lostanzten, gab es kein Halten mehr. Die meisten Frauen von ihnen sprechen kein Französisch, aber in diesem Moment hatten wir eine Verbindung, die über das Sprachliche weit hinaus geht. Für mich einer der Höhepunkte des Tages und eine tolle Erinnerung.

Nach einem Mittagssnack im Team und einer Verschnaufpause kamen die Kinder von der classe relais und aus dem Kinderclub zu uns.
Da wurde es für mich und meinen Kollegen Hervé noch einmal richtig spannend. Die ganze Woche hatten wir mit "unseren" Kindern nach dem Unterricht kleine Lieder und Gedichte einstudiert, die am Samstag vorgetragen wurden. Allerdings klappte noch nicht alles ganz Problem bei der letzten Probe weshalb wir umso gespannter waren auf Samstag. Ich weiß gar nicht, wer stolzer war als alles fehlerfrei vorgetragen wurde - Wir oder die Kinder? ;-)
Danach tanzten wir alle zusammen und es gab etwas Süßes für Jeden. Auch die Kinder vom Kidsclub (eigentlich eher ein Jugendclub) trugen Sketche und Gedichte vor.

Eine sehr schöne Geste war es als 10 Kinder mit Kerzen zu "Joyeux anniversaire" in den Saal durch die Reihen gelaufen kamen und sich auf die Bühne stellten und zehn weitere Kinder die Kerzen auspusteten. Jeder konnte sich etwas für das Centre und die nächsten zehn Jahre wünschen. Danach gingen wir als Team alle auf die Bühne, tanzten und machten ein Gruppenbild. ("Los, wir machen das Familienbild. Kommt alle zusammen.")

So ging ein aufregender Tag zu Ende, der mir immer gut in Erinnerung bleiben wird.

Am Sonntag ging das Team zusammen in die Messe. Auch die muslimischen Mitarbeiter kamen alle mit und auch für mich war es die erste katholische Messe. Das zeigt auf jeden Fall den Zusammenhalt des Teams, den Respekt vor dem Projekt und dem katholischen Hintergrund, aber auch die große Toleranz, die ich hier bis jetzt zwischen den Religionen bemerkt habe.
Im Anschluss gingen wir alle für eine Kaffeepause mit Croissants (wie lecker!) ins Centre. Wie immer war die Stimmung total gut, alle alberten rum, machten Fotos zusammen und Späße,...

Ich denke, man kann raushören, was für ein tolles Wochenende wir alle zusammen hatten und wie glücklich ich im Projekt mit meinen Kollegen bin. Anbei noch einige Bilder für euch!

Bis bald,
Á bientôt,

Tabea

Sonntag, 13. November 2016

Alltag, Arbeit, Lebenszeichen

Hallo ihr Lieben,

hier mal wieder ein Lebenszeichen von mir!

Die meiste Zeit in den vergangen Wochen hat die Arbeit eingenommen. Es läuft immer noch gut und ich habe Spaß im Centre.
In der Kleinkinderbetreuung kann ich meine neu-gelernten Ewé-Vokabeln anwenden, was die Verständigung erleichtert,wenn es auch nur einige Wörter wie "Komm her", "Setz dich" oder "Steh auf" sind. Trotzdem habe ich zu den Kindern schon eine gute Beziehung aufbauen können und freue mich, wenn sie den Kontakt zu mir suchen.

Ansonsten hatten wir am letzten Mittwoch 5 Stunden réunion, also Besprechung, wo sich das ganze Team zusammenfand, um die letzten 2 Monatsberichte auszuwerten. Diese werden von jeder Einheit (z.Bsp. die Psychologen, die Anwälte, die Erzieher oder die Krankenschwestern) verfasst, um die Monatsvorkomnisse zu dokumentieren und alle zwei Monate besprochen.
Es war aufschlussreich und interessant so viel zu erfahren. Einiges wusste ich noch nicht und gerade von den Einheiten, mit welchen ich bei der Arbeit nicht direkt Kontakt habe, war viel Neues zu erfahren.

Nach diesen langen 5 Stunden war ich aber doch sehr froh, erst einmal zwei Stunden Mittagspause zu haben. Bei uns im Projekt schlafen viele Mitarbeiter in dieser Pause. Sie holen dann ihre pagne (also dünne Stoffe) und legen sich auf die Bänke bei uns. Zum Anfang konnte ich mir das gar nicht vorstellen, aber sie haben mir immer wieder gesagt "Tabea, du arbeitest viel. Du musst dich auch ausruhen." Mittlerweile freue ich mich richtig darauf eine halbe oder dreiviertel Stunde die Augen schließen zu können und kann in null-komma-nichts einschlafen. Danach geht man einfach fitter an die Arbeit und durch die Wärme kann man in der Mittagszeit auch kaum etwas machen. (Mein Projekt ist aber auch zum Glück! sehr gut klimatisiert.)
Nach dieser Pause (in der ich auch geschlafen hatte) rief mich die Chefin auf einmal zu sich - ich wusste gar nicht, um was es geht... Da hat sie meine Hand genommen, meinen Arm getätschelt und meinte: "Mein Kind, ich freue mich zu sehen, dass dich ausruhst, denn du arbeitest viel. Das zeigt mir, dass du dich hier wohlfühlst und nun bei uns angekommen bist. Jetzt weißt du, wie wir hier arbeiten : Wir arbeiten hart, ruhen uns aus und arbeiten weiter." und lachte ihr typisches herzliches Lachen. Ein schöner Moment. :-)

Besonders viel Freude hat mir die Arbeit mit den Mädchen in den letzten Wochen gemacht. Momentan sind wieder mehr Mädchen im Haus und die Meisten gehen momentan nicht in die Schule, sodass sie den ganzen Tag im Projekt sind.
Bei der Sporteinheit am letzten Freitag habe ich sie nochmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt und wir haben viel gelacht und rumgealbert. Insgesamt merke ich, dass ich nun schon eher die verschiedenen Persönlichkeiten einschätzen kann und so besser auf jedes Mädchen eingehen kann.

So, das war es erst einmal von mir.
Kommt gut in die neue Woche!

À bientôt,
Bis bald,

Tabea

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Palmen, Sternenhimmel & Wasserfälle



Bonjour tout le monde,
Hallo allerseits!

Ein tolles Wochenende liegt hinter uns. Wir, die VIA-Freiwilligen, haben einen Ausflug gemacht, der von zwei Jungs, die mit unserer Organisation vor Ort zusammenarbeiten, geplant wurde.
Unser Ziel war das fünf Stunden entfernte Badou im Norden, wo wir Wasserfälle anschauen wollten.
Nach einer anstrengenden Woche mit wenig Schlaf war ich ehrlich gesagt nicht hochmotiviert auch noch das Wochenende auswärts zu verbringen, da solche Gruppenreisen ja bekanntlich recht laut und schlaflos sind. ;-)
Doch sobald wir im Bus saßen, merkte ich, wie froh ich war, mal aus der Stadt rauszukommen und wieder in der Natur zu sein.
Bis dahin war es aber noch ein Weilchen. Los ging es um 5 Uhr in Lomé – so zumindest der Plan. Der Bus kam nämlich erst eine halbe Stunde später, da der Fahrer noch gebetet hatte. Was soll’s, es konnte losgehen.
Bustüren auf und uns traf die Erkenntnis: 22 Personen auf 14 Plätzen. Aber wie heißt es so schön: Was nicht passt, wird passend gemacht. (Einer musste trotzdem auf dem Dach sitzen, haha.) So lernten wir eine neue Art zu reisen kennen.
Nach den ersten zwei Stunden gab es einen Stopp in Atakpamé,  wo zwei Freiwillige von uns wohnen, die wir einsammelten. Dort gab es noch Frühstück für alle (mit Kaffee und Schokocrème!) bevor es gestärkt weiter ging Richtung Berge.
Während unserer etwas holprigen Fahrt wurden wir allerdings mit tollen Landschaftsbildern entlohnt.
Angekommen gab es ein leckeres Mittag, die Zimmer in der Herberge wurden bezogen und dann ging es auch schon los: Unsere Wanderung zu den Wasserfällen stand an.

Direkt hinter der Herberge erhoben sich die waldbedeckten Berge, die es zu erklimmen galt. Hier merkten wir vor allem die starke Luftfeuchtigkeit, aber die wunderschöne Natur machte alle Anstrengung wett. Insekten zirpten (klischeemäßig wie in Regenwald-Dokus), die Sonne fiel durch das dichte Blätterwerk, Flussplätschern, grün soweit das Auge reicht.
Obwohl Lomé für eine Hauptstadt noch relativ ruhig ist, ist so ein Ausflug in die Natur  super erholsam und die ganze Gruppe hatte viel Spaß. So verging die Zeit der Wanderung wie im Fluge und auf einmal hörten wir das Rauschen, kletterten noch ein wenig und dann sahen wir den Wasserfall…ein echtes Naturschauspiel! Ein wunderschöner Anblick, der sich fest in mein Gedächtnis eingebrannt hat.
Ab in die Badesachen und rein ins kühle Nass – was für eine Erfrischung!

Am frühen Abend brachen wir wieder auf und erreichten die Herberge gerade bei Sonnenuntergang.
Am Abend gingen Einige von uns mit den Jungs, die mit uns reisten, zu Frauen aus dem Dorf, denen wir beim Fufu stampfen für unser Abendessen helfen durften. Dass wir eine große Hilfe waren, wage ich zu bezweifeln, aber es war auf jeden Fall ein Spaß, das anstrengende Stampfen mal auszuprobieren. Mit hungrigen Bäuchen ging es schnell zurück zu den Anderen und wir aßen gemeinsam das beste Fufu, was ich bisher gegessen habe.
Danach machten wir ein Lagerfeuer – endlich sahen wir mal wieder Sterne (in Lomé sieht man nur ganz wenige, wenn überhaupt.) Palmen, Lagerfeuer, Sternenhimmel…was will man mehr.
Später wurde noch viel getanzt im Pavillon der Herberge bevor wir ins Bett fielen.
Am Sonntag ging es nach dem Frühstück zurück. Erst einmal Richtung Atakpamé, wo wir noch gemeinsam Mittag aßen und am Abend erreichten wir müde, aber sehr, sehr glücklich wieder Lomé.

Unser Reisemobil.

Straßenleben

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Das Wochenende hat mich nur darin bestätigt, wie glücklich ich hier bin. Ich freue mich, so schöne Dinge erleben zu dürfen und diese Erlebnisse mit so lieben Menschen teilen zu können.
Bevor ich nach Togo ging, hatte ich (neben ganz viel Vorfreude) auch so meine Zweifel und Bedenken, was sich alles ändert und was man vielleicht auch verliert durch den Abstand.
Doch hier in der Ferne habe ich viel mehr gefunden als ich mir zu träumen gewagt hatte und ich freue mich einfach nur unheimlich auf die Zeit, die noch vor mir liegt!


Auf der Arbeit läuft es auch prima. Wir haben diese Woche mit der „animation des petits“ angefangen, der Betreuung von Kleinkindern im Alter von 3-5 Jahren. Das findet in unserem zweiten Gebäude direkt auf dem Markt Hanoukopé statt. Momentan helfe ich ab und zu vormittags. Es sind zwischen 60-70 Kinder, also eine ganz schöne Rasselbande!
Wir lernen ein bisschen Französisch, da die kleinen Kinder meist nur Ewé oder Mina sprechen, singen, tanzen, spielen und…schmusen. ;-)
Außerdem habe ich diese Woche das erste Mal in der Bibliothek mitgeholfen Bücher zu katalogisieren und einzuschlagen.
Es wird also nach wie vor nicht langweilig. ;-)

Die eine Hälfte unserer Kinder der animation des petits.

Beim Unterrichten einiger Schüler der classe relais.


Bis bald,
à bientôt,

Tabea

Montag, 10. Oktober 2016

A wie Arbeit & B wie Botschaft

A...Wie Arbeit

Am Montag war es endlich soweit: Mein erster Arbeitstag!
So stieg ich mit klopfenden Herzen vom Moto, Zeit zu zögern blieb nicht, denn schon wurde die Tür geöffnet und ich wurde herzlich begrüßt.

Es gibt im Centre insgesamt etwa 20 Mitarbeiter und ich bin im "équipe éducative" mit den Lehrern, Erziehern und Erzieherinnen. Das Team besteht zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen, die zwischen Mitte 20 und Ende 50 sind. Sie haben mich sofort in ihre Mitte aufgenommen und gehen sehr auf mich zu, was die Eingewöhnung in der ersten Woche unheimlich erleichtert hat.

Die Arbeit beginnt für mich an zwei Tagen um 8 Uhr und ansonsten um 9 Uhr.
Vormittags unterrichte ich erst 3 Stunden mit Monsieur Justin die Mädchen aus dem Aufnahmehaus.
Es nehmen momentan sechs am Unterricht teil, die zwischen 11-18 Jahre alt sind. Die Mädels sind sehr lieb und freuen sich, wenn ich Zeit mit ihnen verbringe. Vom ersten Tag an hieß ich gleich "Tata Tabea" oder einfach "Tata" - Den Ausdruck benutzt man hier für die Lehrerinnen und Erzieherinnen.

Ende Oktober startet dann die "animation des petits", eine Kinderbetreuung für Kinder, die zwischen 3-5 Jahre alt sind. Dort werde ich auch reinschauen, bevor im November mein endgültiger Aufgabenplan gemacht wird.

Im Anschluss an diese Aktivitäten helfe ich Christian beim Unterrichten der classe relais. Das sind Kinder und Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht zur Schule gehen, und daher 4 Tage die Woche für 3 Stunden im Centre lernen.Hierbei geht es vor allem um die Grundlagen wie lesen, schreiben und die Grundlagen in Mathe.
Diese Aufgabe fordert mich sehr, da die Jüngeren, die ich gerade betreue, teilweise nicht viel Französisch können und es ist als "Nicht-Lehrer" gar nicht so einfach, Kindern so grundlegende Dinge wie das Alphabet oder subtrahieren beizubringen oder zu erklären. Um so mehr freue ich mich dann, wenn ich sehe, dass sie Fortschritte machen und es verstehen.
Obwohl ich gleich eingebunden wurde und hierbei zu gleichen Teilen arbeite wie der Lehrer, werde ich nicht allein gelassen oder fühle mich überfordert, weil mir immer von den Kollegen geholfen wird, wenn es mal hapert und sie haben auch noch ein Auge auf mich, weshalb ich mich über ihr Vertrauen sehr freue.

Nach einer Pause verbringe ich die meisten Nachmittage mit den Mädchen. Dann lesen wir, machen Musik, Sport oder basteln. Teilweise sind nachmittags auch Besprechungen und den Alphabetisierungskurs der Frauen werde ich diesen Mittwoch das erste Mal mitmachen.

Feierabend habe ich meistens um 17 Uhr, außer Mittwoch, das ist der kurze Tag.
Möglicherweise werde ich auch am Samstag arbeiten, falls ich mich für diese Aktivität (Kinderclub) entscheide.

Das Projekt ist sehr gut organisiert, jeder hat seinen festen Arbeitsplan (die sind sogar alle digitalisiert). Ich habe das Gefühl, dass durch die regelmäßigen Besprechungen eine große Transparenz herrscht und jeder einzelne Mitarbeiter mit Herzblut dabei ist.
Das Haus der Einrichtung liegt genau an einem großen Markt, sodass immer viel Betrieb herrscht. Es strahlt viel Wärme aus, ist total gemütlich eingerichtet und sehr sauber.

Ich denke, man kann raushören, wie sehr mir meine erste Woche gefallen hat und ich freue mich sehr auf meine Arbeit! Es ist genau, wie ich es mir erhofft und vorgestellt hatte.

So saß ich am Freitagabend auf dem Moto...den Fahrtwind im Gesicht, die Sonne wärmte mich, ich fuhr durch die mir immer vertrauter werdenden Straßen, sah die Palmen sich im Wind wiegen und blickte in den Himmel...Da kamen mir die Worte meiner Patentante in den Sinn, die mir am Vortag geschrieben hatte, sie glaubt, ich würde es in Togo gut getroffen haben.
"Ja", dachte ich, "das glaube ich auch", lächelte und verspürte große Zufriedenheit.

B...Wie Botschaft

Nachdem ich am letzten Montag von der Arbeit zurück kam, hieß es "Vite, vite" -Schnell fertig machen, denn wir waren anlässlich des Tages der Deutschen Einheit in der Botschaft zum Abendessen eingeladen.
Wir kamen an einem schönen, sehr großen Anwesen an - mit Palmen, Pool und Drum und Dran. Im riesigen Garten waren überall Tische und Sitzmöglichkeiten verteilt und alles war toll beleuchtet. Nach der Rede des Botschafters wurde das Buffet eröffnet (eins der Highlights dieses Abends - Kartoffelsalat, Kassler, Waffeln,...)
Die Atmosphäre war entspannt und ausgelassen. Es war wie eine Gartenparty - Einfach in sehr großem Ausmaß.
Wir lernten auch nocg einige andere Freiwillige kennen, was sehr cool war, und hatten eine Menge Spaß. Eine schöne Erinnerung!

So, nun seid ihr erstmal wieder auf dem neusten Stand!

Ich schicke euch liebe Grüße und ein paar Sonnenstrahlen ins herbstelnde Deutschland!
À bientôt, bis bald,
Tabea

Anbei noch einige Bilder...
- Meine liebe Mitbewohnerin Lea und ich in der Botschaft.
- Ein Eindruck aus der Botschaft.
- Lea und ich mit unserer neuen Freundin Kekeli, die momentan bei unserem Koordinator wohnt.
- Moto fahren nach Hause. (Mama, Papa, das Foto überseht ihr besser,zwinker. ;-) )
- Das Ergebnis, wenn die Mädchen aus dem Aufnahmehaus meine Lehrerinnen sind: Mein erstes selbstgemachtes Armband.
- Am Sonntag haben wir endlich pâte probiert, eine der Nationalspeisen. Den festen, fast geschmacklosen Brei isst man mit verschiedenen Soßen. Wir haben ihn mit Tomatensoße und Fische gegessen - sehr lecker - und natürlich mit der rechten Hand wie auch fufu.
- Mein erstes Reisetagebuch,was tatsächlich schon vollgeschrieben ist.

Mittwoch, 28. September 2016

"Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt."

An dieser Stelle wollte ich nun gern von meinen ersten Arbeitserfahrungen berichten, doch wie sagt man: "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt".
Leider musste ich mich schon am ersten Arbeitstag krank melden und bin immer noch zu Hause. Es ist noch nicht ganz klar, was es genau ist, aber mittlerweile geht es mir auch schon viel besser.
Es gibt also keinen Grund zur Sorge - Wir (Ich bin nicht die Einzige, die es erwischt hat) sind hier gut um- & versorgt.
Unser Koordinator fährt mit uns zum Arzt und zur Apotheke, schaut nach uns und in den WGs passen wir auch gut aufeinander auf.

Gerade zum Anfang sind wir Freiwillige einfach anfälliger für Krankheiten durch die neuen Umwelteinflüsse, uns unbekannte Bakterien und der Körper ist während der Eingewöhnung  (körperlich, aber auch psychisch) einfach mehr gefordert. Ich hoffe einfach, dass ich am Montag wieder ganz fit in die Arbeit einsteigen kann.
Trotzdem läßt sich nicht leugnen, dass die Tage, an welchen es einem nicht gut geht, eine Herausforderung sind. In dieser Zeit habe ich viel mehr an zu Hause gedacht, mir meine Mama herbeigewünscht, die mich pflegt, und was hätte ich dafür gegeben, dass meine Oma vorbeikommen kann mit Hühnersuppe und Zwieback.
Aber sobald es mit der Gesundheit bergauf geht, kommt die Vorfreude auf die Arbeit umso stärker zurück und die Motivation.
"Ca va aller" - "Das wird schon werden" wie die Togoer zu sagen pflegen.

Somit passierte in der letzten Woche nichts Großes. Es waren eher die kleinen Dinge, die mich beschäftigten.

Zum einen hatten wir einen Tag Wasserausfall - Ausgerechnet als es mir und einer Mitbewohnerin nicht gut ging. Da fällt so etwas noch stärker ins Gewicht und vor allem fragt man sich, wo man denn jetzt Wasser her bekommt. Zum Glück haben wir so nette Nachbarn, denn ein paar Mädchen aus der Nachbarschaft brachten uns große Eimer gefüllt mit Wasser und am Abend kam dieses dann auch wieder aus der Leitung. Wie man merkt - ein Luxus.
Normalerweise haben wir hier fließendes Wasser, wenn auch kein Warmes und Ausfälle wie dieser sind nicht normal. Momentan gibt es aber immer wieder kürzere Wasser- oder Stromausfälle, was an der großen Baustelle in unserer Straße liegen könnte.

Einen weiteren Luxus, den ich zu schätzen gelernt habe, ist das deutsche Gesundheitswesen.
Da von zu Hause aus mehrmals die Frage kam - Die Praxis in der wir waren, hätte auch genauso gut in Deutschland stehen können, also in dieser Hinsicht gab es kaum Unterschiede. Jedoch haben wir den Eindruck erhalten, dass die Behandlungsweise doch ein wenig unterschiedlich ist. Denn bevor die Testergebnisse da waren, haben wir schon einige und vor allem recht starke Medikamente verschrieben bekommen. Sowas hätte es in Deutschland ohne eindeutige Diagnose nicht gegeben.
Zum Anderen ist das Verständnis von uns ja noch beschränkt und gerade bei Medizin-Vokabeln hört es auf. So fanden wir uns, als wir einmal ohne unserer Koordinator da waren, im Behandlungszimmer wieder: Auf einer Seite des Tisches der Arzt, auf der anderen Seite ich und dazwischen Google Übersetzer. So kommt man nach einiger Raterei und vielen Versuchen auch ans Ziel.
Außerdem gibt es hier keine Chipkarten (zumindest ist das unsere jetzige Erfahrung) sondern eine Menge Zettel, Quittungen für Behandlungen und Medikamente und anstelle einer digitalen Patientenkartei gibt es ein Heft, wo der Arzt alles vermerkt.
In Deutschland, so mein Eindruck, trägt man als Patient kaum Eigenverantwortung und die Behandlung hängt in der ersten Linie nicht vom Geld ab (Hier wird alles bar bezahlt. Wer nicht zahlen kann, wird nicht behandelt) und man kann sehr sicher davon ausgehen, dass man gut untersucht und behandelt wird. Ich weiß nun jedenfalls, welches Privileg wir haben mit unserer medizinischen Versorgung, hier wie auch in Deutschland.

Mehr gibt es erstmal nicht zu berichten, aber hoffentlich dann nächste Woche!
À bientôt, bis bald,
Tabea

Freitag, 16. September 2016

Nah und fern - Neu und vertraut

Nun sind wir schon fast einen Monat in Togo. Ich kann es kaum glauben, da die Zeit so schnell verging.
Viele Dinge sind schon so normal und alltäglich geworden,dass sie uns kaum mehr auffallen. Wir haben uns gut zurecht gefunden, kennen uns im Viertel immer besser aus und sind viel unterwegs.

Gleichzeitig entdecken wir immer wieder Neues, vor allem lernen wir allmählich auch tiefgründige Themen kennen.
Mit einem Freund haben wir uns vor ein paar Tagen sehr lang unterhalten und er erzählte uns, dass die politische Lage, vor allem Korruption, nach wie vor ein großes Problem sei, was sich besonders auf die Lage der jungen Menschen auswirke.
Es gäbe hier sehr viele Studenten und Studierte ohne Jobperspektiven. Uns ist es schon häufig passiert, dass uns die Motofahrer von ihrem abgeschlossenen Studium erzählten, aber jetzt müssten sie Moto fahren, um überhaupt Geld verdienen zu können.
Ein Sprichwort hier besagt: "Wenn du geboren bist und arm bist, ist es die Schuld deiner Eltern. Wenn du stirbst und arm bist, ist es deine eigene Schuld." Doch ohne Jobs mit ausreichendem Lohn, um sich selbst oder gar eine Familie zu ernähren, kann man den Kreislauf der Armut nicht durchbrechen und zum Anderen fehlt das Geld auch in der Wirtschaft, denn wer kein Geld hat, kann auch keins ausgeben. Dadurch ist es für Geschäfte oder Dienstleister ebenso schwer, zu überleben.
Ich möchte allerdings daraufhin hinweisen, dass ich nach so wenigen Wochen im Land nicht in der Lage bin, mich ausführlich zu diesem Thema zu äußern oder es vollkommen korrekt zu beurteilen. Ich kann euch lediglich an meinem jetzigen Eindrücken teilhaben lassen.

Unsere Wochen sind auch von viel Erfreulichem geprägt!
Wir unternehmen wie schon gesagt viel und tauchen mehr und mehr in die neue Kultur ein.

Zum einen waren wir am Strand. :-)
Für mich als 'Küstenkind' war das ein besonders toller Ausflug. Sand unter den Füßen , das Wellenrauschen hören und die salzige Luft...mit geschlossenen Augen kam es mir für einen Moment vor als würde ich wieder am Kühlungsborner Ostseestrand stehen.
Als ich die Augen aufschlug, sah ich die Palmen, die sich im Wind wiegten und der Gedanke, wie weit zu Hause weg ist, wog bei diesem Anblick nicht schwer.
Schwimmen gehen wie daheim kann man hier jedoch nicht, da die Wellen viel zu hoch sind und der Sog wirklich stark. So kann man lediglich bis zu den Knien ins Wasser gehen und ein bisschen herumplanschen. Spaß macht es trotzdem und bei den angenehmen Wassertemperaturen sowieso!
Wasser stellt hier zu Lande aber auch eine viel größere Gefahr da, weil viele Menschen nicht schwimmen können.

Eine weitere schöne Erinnerung ist der "Togoische Abend", den unsere Freunde organisiert hatten.
Wir aßen das Nationalgericht Fufu mit Erdnusssoße, probierten hier übliche Getränke wie Sodabi (falls man das so schreibt), Palmwein und Chouck. (Salzige Bier). Fufu schmeckt mir sehr gut, die Getränke dafür eher nicht.
Außerdem war eine Trommelgruppe engagiert worden, traditionelle Stoffe wurden getragen und landestypische Tänze wurden uns auch gezeigt. Vor dem Essen standen die Togoer alle nacheinander auf, um ein paar Minuten etwas über die Kultur in ihrer Heimatstadt oder der Region, aus der sie stammen, zu erzählen. Insgesamt ein gelungener, interessanter Abend.

Heute hatten wir unser Seminar, da nun seit Montag alle Freiwilligen von VIA e.V. in Togo angekommen sind.
Das Seminar wurde von unserer Partnerorganisation ASEVEC organisiert und alle Vereinsmitglieder waren da sowie unsere Ansprechpartner aus den Projekten, die wir heute das erste Mal trafen.
Es war ein vielseitiges Programm - von Kennenlernspielen, Gebeten, einem Vortrag über Togo  (Geografie, Bevölkerung, Geschichte und Politik ) bis zu einer Rede über die Bedeutung von Freundschaft war alles dabei.
Am besten hat mir gefallen, dass wir ein Blatt bekommen haben, auf dem wir unsere Befürchtungen, Erwartungen und Wünsche aufschreiben sollten. Das Selbe taten auch unsere Zuständigen aus den Projekten und nach dem gegenseitigen Vortragen entstand ein sehr guter Austausch.
Meine Betreuerin bot mir an, am Montag ins Centre KEKELI zu kommen, um mich vorzustellen und um mir alles zu zeigen. Die Arbeit mit den älteren Kindern beginnt erst Mitte Oktober, wenn die Ferien zu Ende sind, aber durch die vielfältigen Aufgaben gibt es auch jetzt schon etwas zu tun. Ich freue mich sehr bald meine Einsatzstelle zu sehen und die Kollegen kennenzulernen. Ich erhalte die Chance langsam einzusteigen und mich mit den Abläufen vertraut zu machen bevor es in einem Monat richtig rund geht (so die Worte meiner Betreuerin).

Zu mir persönlich kann ich sagen, dass es mir nach wie vor hier sehr gut geht und ich mich wohl fühle. Meine WG ist zu einer kleinen Familie zusammen gewachsen und wir sind alle sehr motiviert demnächst in die Arbeit einzusteigen.

Abschließend möchte ich mich gern nochmal für die Nachrichten und Grüße aus der Heimat bedanken. Danke für eure Unterstützung!

Ganz liebe Grüße aus Lomé,
à bientôt,
Tabea

PS: Auf den Bildern seht ihr den Coco Beach, die Trommelgruppe, unsere neuen Ewé-Vokabeln und eine Straßenszene aus unserem Viertel.

Und wem Bilder und Berichte nicht reichen, der kann sich gern mal den neuen togoischen Superhit "Teré,Teré" von TOOFAN anhören. Unser Dauerohrwurm seit Wochen.

Sonntag, 4. September 2016

Vom Ankommen und Einleben

Angekommen, ja, mittlerweile habe ich das Gefühl angekommen zu sein.

Gerade liege ich in unserer Hängematte, die Sonne brennt heute besonders heiß. In der Bar nebenan dudelt Musik, Motos hupen, Autos knattern, Kinder spielen.
Unsere Umgebung, die Geräusche, Gerüche - alles wird vertraut und es entwickelt sich ein Alltag.

Die erste Woche war nicht immer leicht - war doch alles so neu und nicht vetraut. Wir in unserer WG kannten uns kaum und zu Hause schien mir auf einmal sehr weit weg. Mir fiel es schwer, mir vorzustellen, was dieses Jahr wohl für mich bereithalten mag und wo mein Platz ist.

Das kann ich jetzt vielleicht nicht viel besser, aber am letzten Wochenende ist bei mir "der Schalter umgefallen". Ich kann gar nicht richtig sagen, woran genau es lag, aber jetzt ist die Gewissheit da, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort bin. Ich weiß, dass ganz viel Tolles auf mich wartet und ich bin bereit all das zu erleben.

Mit Sicherheit liegt es auch daran, dass wir uns einen eigenen Alltag aufbauen und an all die neuen Aufgaben (fernab von Hotel Mama) schnell gewöhnt haben. Selbst einkaufen, kochen mit dem Gasherd, die Wohnung putzen, mit der Hand Wäsche waschen und spülen - Es ist eben doch ein Unterschied, wenn man alles plötzlich allein machen muss (und vor allem ein zeitlicher Aufwand) - Aber: Es funktioniert. ;-)
In der WG sind wir wirklich gut zusammengewachsen und die abendliche Gespräche auf der Dachterasse oder auch das gemeinsame Kochen sind zur Gewohnheit geworden, die ich nicht mehr missen möchte.
Außerdem lernen wir immer mehr Leute kennen, gehen aus und unternehmen etwas.

Die Arbeit beginnt allerdings erst in 2 Wochen, wenn alle Freiwilligen da sind. Das ist ein bisschen schade, da wir uns nun schon eingelebt haben und neben dem Alltag eine richtige Aufgabe fehlt. So erscheinen manche Tage doch recht lang. Naja, ändern lässt es sich nicht und wir versuchen einfach weiterhin die Zeit sinnvoll und gut zu nutzen.

Also, bis zum nächsten Mal, à bientôt,
Tabea

Samstag, 27. August 2016

Bonne arrivée und herzlich Willkommen!

Am letzten Montag sind wir wohl behalten in Lomé gelandet, wo wir herzlich empfangen wurden.
"Wir" sind die ersten vier Freiwilligen von VIA e.V. in Togo dieses Jahr - Lea, Leonie, Katharina und ich.
Zusammen wohnen wir in einer schönen WG, wo wir es uns langsam häuslich machen.
Insgesamt merkt man: Ankommen ist ein Prozess, der Zeit braucht, aber diese Zeit gibt man uns auch. Anfangs fühlte ich mich ein wenig als hätte man mich in eine Welt versetzt von der man zwar wusste, dass es sie gibt, aber wo doch alles unbekannt ist.
Allerdings gibt es viel mehr Gemeinsamkeiten als auf den ersten Blick und man gewöhnt sich langsam an die Abläufe hier, die Geräusche, Gerüche, ...
(Und hoffentlich bald auch an die Wärme. :-D  Es ist momentan der kälteste Monat hier,aber für uns sind 28 Grad und vor allem die ziemliche Schwüle ungewohnt. Aber morgens und abends ist es angenehm.)
Wir werden außerdem ganz lieb umsorgt. Unser Projektkoordinator Monsieur Sani und viele Andere schauen oft sogar mehrmals am Tag nach uns, fragen, ob wir was einkaufen, etwas essen gehen wollen oder sonst irgendwie Hilfe benötigen.

Anfangs fühlt man sich nämlich ziemlich unselbstständig: Wie halten wir ein Moto an? (Das sind kleine Motorräder, die ein weitverbreitetes Fortbewegungsmittel hier sind.  Man setzt sich hinten drauf und wird an's Ziel gebracht. ) Wie handeln wir den richtigen Preis raus? Wo kriegen wir eine Handykarte her? Aber wie heißt es so schön : Kommt Zeit, kommt Rat. ;-)
Gestern waren wir das erste Mal allein auf dem Markt und die Frauen an den Ständen kannten uns auch schon. So spielt es sich langsam ein.

Morgen, am Sonntag, gehen wir zu unserem Koordinator nach Hause und essen das erste Mal die Nationalspeise Fufu (gestampfte Yamswurzel) und lernen seine Frau und seinen kleinen Sohn kennen. Da freuen wir uns schon drauf!
Am Montag kommen dann die nächsten vier Freiwilligen an, sodass wir noch mehr Gesellschaft bekommen. Also, lauter schöne Dinge in Aussicht!

À bientôt, bis bald aus Togo,
Tabea

PS: Hier ist es übrigens zwei Stunden früher als in Deutschland.

Auf den Bildern seht ihr die Nachbarschaft und mich und mein Gepäck am Tag vor dem Flug.

Samstag, 13. August 2016

Letzte Vorbereitungen & erste Abschiede

Der letzte große Meilenstein vor meiner Ausreise, das 12-tägige Vorbereitungsseminar, liegt hinter mir und bald kann ich die Tage bis zum Flug (am 22.08.) an einer Hand abzählen.

Das Seminar fand in Northeim statt und ich lernte einen Teil meiner Mitfreiwilligen aus Togo, aber auch Freiwillige, die nach Ghana, Kenia, Tansania und Uganda gehen, kennen. Die Tage vergingen wie im Flug, wir schlossen schnell Freundschaft und lernten sehr viel.

Da "weltwärts" sich als Lerndienst versteht, gibt es insgesamt 25 verpflichtende Seminartage, die in ein Vor-, ein Zwischen- und ein Nachbereitungsseminar aufgeteilt sind.

In der ersten Woche gab es Einheiten zum Teambuilding, viel zur Selbstreflektion und wir setzten uns kritisch mit der Idee eines Freiwilligendienstes auseinander, besprachen mögliche Probleme, Lösungsansätze und auch einige organisatorische Dinge wurden auch noch geklärt.
Gerade diese Woche war sehr bewegend und intensiv und in den Meisten von uns arbeitete es noch lang über die Einheiten hinaus. Wir lernten uns somit in kurzer Zeit sehr gut kennen und bauten innige Bindungen auf - schließlich sitzen wir ja im selben Boot. ;-)
Die zweite Woche war thematisch breit gefächert. So lernten wir viel über die Entwicklungszusammenarbeit, Kolonialismus, setzten uns mit Kosumverhalten auseinander und sprachen über Themen wie "Kritisches Weiß-Sein" und wie wir es in Zukunft bei der Berichterstattung verhindern, unbewusst Klischees und Stereotypen zu verstärken.

Besonders im Kopf blieb mir dabei die Rede "Die Gefahr einer einzigen Geschichte" von Chimamanda Adichie - sehr sehenswert!
https://www.youtube.com/watch?v=D9Ihs241zeg

Nun wieder zu Hause ordnet sich all das Neugelernte langsam und mir wird klar, dass ich in dieser Woche meinen Koffer packe und mich von Freunden und Familie verabschieden muss. Die ersten Abschiede liegen schon hinter mir und der Gedanke, dass da noch einige kommen, macht mir mehr zu schaffen, als ich anfangs dachte.
Aber gleichzeitig wächst auch meine Vorfreude und endlich beginne ich zu verstehen, dass mein lang erwartetes "weltwärts"-Jahr bald startet. Vor allem das Wissen, dass die Mitfreiwilligen, die ich jetzt schon kenne, alle so lieb sind, macht es um einiges leichter zu fahren und ich freue mich, sie bald in Togo wiederzutreffen!

Bis zum nächsten Mal, vielleicht ja dann schon aus Togo...
Tabea