Mittwoch, 28. September 2016

"Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt."

An dieser Stelle wollte ich nun gern von meinen ersten Arbeitserfahrungen berichten, doch wie sagt man: "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt".
Leider musste ich mich schon am ersten Arbeitstag krank melden und bin immer noch zu Hause. Es ist noch nicht ganz klar, was es genau ist, aber mittlerweile geht es mir auch schon viel besser.
Es gibt also keinen Grund zur Sorge - Wir (Ich bin nicht die Einzige, die es erwischt hat) sind hier gut um- & versorgt.
Unser Koordinator fährt mit uns zum Arzt und zur Apotheke, schaut nach uns und in den WGs passen wir auch gut aufeinander auf.

Gerade zum Anfang sind wir Freiwillige einfach anfälliger für Krankheiten durch die neuen Umwelteinflüsse, uns unbekannte Bakterien und der Körper ist während der Eingewöhnung  (körperlich, aber auch psychisch) einfach mehr gefordert. Ich hoffe einfach, dass ich am Montag wieder ganz fit in die Arbeit einsteigen kann.
Trotzdem läßt sich nicht leugnen, dass die Tage, an welchen es einem nicht gut geht, eine Herausforderung sind. In dieser Zeit habe ich viel mehr an zu Hause gedacht, mir meine Mama herbeigewünscht, die mich pflegt, und was hätte ich dafür gegeben, dass meine Oma vorbeikommen kann mit Hühnersuppe und Zwieback.
Aber sobald es mit der Gesundheit bergauf geht, kommt die Vorfreude auf die Arbeit umso stärker zurück und die Motivation.
"Ca va aller" - "Das wird schon werden" wie die Togoer zu sagen pflegen.

Somit passierte in der letzten Woche nichts Großes. Es waren eher die kleinen Dinge, die mich beschäftigten.

Zum einen hatten wir einen Tag Wasserausfall - Ausgerechnet als es mir und einer Mitbewohnerin nicht gut ging. Da fällt so etwas noch stärker ins Gewicht und vor allem fragt man sich, wo man denn jetzt Wasser her bekommt. Zum Glück haben wir so nette Nachbarn, denn ein paar Mädchen aus der Nachbarschaft brachten uns große Eimer gefüllt mit Wasser und am Abend kam dieses dann auch wieder aus der Leitung. Wie man merkt - ein Luxus.
Normalerweise haben wir hier fließendes Wasser, wenn auch kein Warmes und Ausfälle wie dieser sind nicht normal. Momentan gibt es aber immer wieder kürzere Wasser- oder Stromausfälle, was an der großen Baustelle in unserer Straße liegen könnte.

Einen weiteren Luxus, den ich zu schätzen gelernt habe, ist das deutsche Gesundheitswesen.
Da von zu Hause aus mehrmals die Frage kam - Die Praxis in der wir waren, hätte auch genauso gut in Deutschland stehen können, also in dieser Hinsicht gab es kaum Unterschiede. Jedoch haben wir den Eindruck erhalten, dass die Behandlungsweise doch ein wenig unterschiedlich ist. Denn bevor die Testergebnisse da waren, haben wir schon einige und vor allem recht starke Medikamente verschrieben bekommen. Sowas hätte es in Deutschland ohne eindeutige Diagnose nicht gegeben.
Zum Anderen ist das Verständnis von uns ja noch beschränkt und gerade bei Medizin-Vokabeln hört es auf. So fanden wir uns, als wir einmal ohne unserer Koordinator da waren, im Behandlungszimmer wieder: Auf einer Seite des Tisches der Arzt, auf der anderen Seite ich und dazwischen Google Übersetzer. So kommt man nach einiger Raterei und vielen Versuchen auch ans Ziel.
Außerdem gibt es hier keine Chipkarten (zumindest ist das unsere jetzige Erfahrung) sondern eine Menge Zettel, Quittungen für Behandlungen und Medikamente und anstelle einer digitalen Patientenkartei gibt es ein Heft, wo der Arzt alles vermerkt.
In Deutschland, so mein Eindruck, trägt man als Patient kaum Eigenverantwortung und die Behandlung hängt in der ersten Linie nicht vom Geld ab (Hier wird alles bar bezahlt. Wer nicht zahlen kann, wird nicht behandelt) und man kann sehr sicher davon ausgehen, dass man gut untersucht und behandelt wird. Ich weiß nun jedenfalls, welches Privileg wir haben mit unserer medizinischen Versorgung, hier wie auch in Deutschland.

Mehr gibt es erstmal nicht zu berichten, aber hoffentlich dann nächste Woche!
À bientôt, bis bald,
Tabea

Freitag, 16. September 2016

Nah und fern - Neu und vertraut

Nun sind wir schon fast einen Monat in Togo. Ich kann es kaum glauben, da die Zeit so schnell verging.
Viele Dinge sind schon so normal und alltäglich geworden,dass sie uns kaum mehr auffallen. Wir haben uns gut zurecht gefunden, kennen uns im Viertel immer besser aus und sind viel unterwegs.

Gleichzeitig entdecken wir immer wieder Neues, vor allem lernen wir allmählich auch tiefgründige Themen kennen.
Mit einem Freund haben wir uns vor ein paar Tagen sehr lang unterhalten und er erzählte uns, dass die politische Lage, vor allem Korruption, nach wie vor ein großes Problem sei, was sich besonders auf die Lage der jungen Menschen auswirke.
Es gäbe hier sehr viele Studenten und Studierte ohne Jobperspektiven. Uns ist es schon häufig passiert, dass uns die Motofahrer von ihrem abgeschlossenen Studium erzählten, aber jetzt müssten sie Moto fahren, um überhaupt Geld verdienen zu können.
Ein Sprichwort hier besagt: "Wenn du geboren bist und arm bist, ist es die Schuld deiner Eltern. Wenn du stirbst und arm bist, ist es deine eigene Schuld." Doch ohne Jobs mit ausreichendem Lohn, um sich selbst oder gar eine Familie zu ernähren, kann man den Kreislauf der Armut nicht durchbrechen und zum Anderen fehlt das Geld auch in der Wirtschaft, denn wer kein Geld hat, kann auch keins ausgeben. Dadurch ist es für Geschäfte oder Dienstleister ebenso schwer, zu überleben.
Ich möchte allerdings daraufhin hinweisen, dass ich nach so wenigen Wochen im Land nicht in der Lage bin, mich ausführlich zu diesem Thema zu äußern oder es vollkommen korrekt zu beurteilen. Ich kann euch lediglich an meinem jetzigen Eindrücken teilhaben lassen.

Unsere Wochen sind auch von viel Erfreulichem geprägt!
Wir unternehmen wie schon gesagt viel und tauchen mehr und mehr in die neue Kultur ein.

Zum einen waren wir am Strand. :-)
Für mich als 'Küstenkind' war das ein besonders toller Ausflug. Sand unter den Füßen , das Wellenrauschen hören und die salzige Luft...mit geschlossenen Augen kam es mir für einen Moment vor als würde ich wieder am Kühlungsborner Ostseestrand stehen.
Als ich die Augen aufschlug, sah ich die Palmen, die sich im Wind wiegten und der Gedanke, wie weit zu Hause weg ist, wog bei diesem Anblick nicht schwer.
Schwimmen gehen wie daheim kann man hier jedoch nicht, da die Wellen viel zu hoch sind und der Sog wirklich stark. So kann man lediglich bis zu den Knien ins Wasser gehen und ein bisschen herumplanschen. Spaß macht es trotzdem und bei den angenehmen Wassertemperaturen sowieso!
Wasser stellt hier zu Lande aber auch eine viel größere Gefahr da, weil viele Menschen nicht schwimmen können.

Eine weitere schöne Erinnerung ist der "Togoische Abend", den unsere Freunde organisiert hatten.
Wir aßen das Nationalgericht Fufu mit Erdnusssoße, probierten hier übliche Getränke wie Sodabi (falls man das so schreibt), Palmwein und Chouck. (Salzige Bier). Fufu schmeckt mir sehr gut, die Getränke dafür eher nicht.
Außerdem war eine Trommelgruppe engagiert worden, traditionelle Stoffe wurden getragen und landestypische Tänze wurden uns auch gezeigt. Vor dem Essen standen die Togoer alle nacheinander auf, um ein paar Minuten etwas über die Kultur in ihrer Heimatstadt oder der Region, aus der sie stammen, zu erzählen. Insgesamt ein gelungener, interessanter Abend.

Heute hatten wir unser Seminar, da nun seit Montag alle Freiwilligen von VIA e.V. in Togo angekommen sind.
Das Seminar wurde von unserer Partnerorganisation ASEVEC organisiert und alle Vereinsmitglieder waren da sowie unsere Ansprechpartner aus den Projekten, die wir heute das erste Mal trafen.
Es war ein vielseitiges Programm - von Kennenlernspielen, Gebeten, einem Vortrag über Togo  (Geografie, Bevölkerung, Geschichte und Politik ) bis zu einer Rede über die Bedeutung von Freundschaft war alles dabei.
Am besten hat mir gefallen, dass wir ein Blatt bekommen haben, auf dem wir unsere Befürchtungen, Erwartungen und Wünsche aufschreiben sollten. Das Selbe taten auch unsere Zuständigen aus den Projekten und nach dem gegenseitigen Vortragen entstand ein sehr guter Austausch.
Meine Betreuerin bot mir an, am Montag ins Centre KEKELI zu kommen, um mich vorzustellen und um mir alles zu zeigen. Die Arbeit mit den älteren Kindern beginnt erst Mitte Oktober, wenn die Ferien zu Ende sind, aber durch die vielfältigen Aufgaben gibt es auch jetzt schon etwas zu tun. Ich freue mich sehr bald meine Einsatzstelle zu sehen und die Kollegen kennenzulernen. Ich erhalte die Chance langsam einzusteigen und mich mit den Abläufen vertraut zu machen bevor es in einem Monat richtig rund geht (so die Worte meiner Betreuerin).

Zu mir persönlich kann ich sagen, dass es mir nach wie vor hier sehr gut geht und ich mich wohl fühle. Meine WG ist zu einer kleinen Familie zusammen gewachsen und wir sind alle sehr motiviert demnächst in die Arbeit einzusteigen.

Abschließend möchte ich mich gern nochmal für die Nachrichten und Grüße aus der Heimat bedanken. Danke für eure Unterstützung!

Ganz liebe Grüße aus Lomé,
à bientôt,
Tabea

PS: Auf den Bildern seht ihr den Coco Beach, die Trommelgruppe, unsere neuen Ewé-Vokabeln und eine Straßenszene aus unserem Viertel.

Und wem Bilder und Berichte nicht reichen, der kann sich gern mal den neuen togoischen Superhit "Teré,Teré" von TOOFAN anhören. Unser Dauerohrwurm seit Wochen.

Sonntag, 4. September 2016

Vom Ankommen und Einleben

Angekommen, ja, mittlerweile habe ich das Gefühl angekommen zu sein.

Gerade liege ich in unserer Hängematte, die Sonne brennt heute besonders heiß. In der Bar nebenan dudelt Musik, Motos hupen, Autos knattern, Kinder spielen.
Unsere Umgebung, die Geräusche, Gerüche - alles wird vertraut und es entwickelt sich ein Alltag.

Die erste Woche war nicht immer leicht - war doch alles so neu und nicht vetraut. Wir in unserer WG kannten uns kaum und zu Hause schien mir auf einmal sehr weit weg. Mir fiel es schwer, mir vorzustellen, was dieses Jahr wohl für mich bereithalten mag und wo mein Platz ist.

Das kann ich jetzt vielleicht nicht viel besser, aber am letzten Wochenende ist bei mir "der Schalter umgefallen". Ich kann gar nicht richtig sagen, woran genau es lag, aber jetzt ist die Gewissheit da, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort bin. Ich weiß, dass ganz viel Tolles auf mich wartet und ich bin bereit all das zu erleben.

Mit Sicherheit liegt es auch daran, dass wir uns einen eigenen Alltag aufbauen und an all die neuen Aufgaben (fernab von Hotel Mama) schnell gewöhnt haben. Selbst einkaufen, kochen mit dem Gasherd, die Wohnung putzen, mit der Hand Wäsche waschen und spülen - Es ist eben doch ein Unterschied, wenn man alles plötzlich allein machen muss (und vor allem ein zeitlicher Aufwand) - Aber: Es funktioniert. ;-)
In der WG sind wir wirklich gut zusammengewachsen und die abendliche Gespräche auf der Dachterasse oder auch das gemeinsame Kochen sind zur Gewohnheit geworden, die ich nicht mehr missen möchte.
Außerdem lernen wir immer mehr Leute kennen, gehen aus und unternehmen etwas.

Die Arbeit beginnt allerdings erst in 2 Wochen, wenn alle Freiwilligen da sind. Das ist ein bisschen schade, da wir uns nun schon eingelebt haben und neben dem Alltag eine richtige Aufgabe fehlt. So erscheinen manche Tage doch recht lang. Naja, ändern lässt es sich nicht und wir versuchen einfach weiterhin die Zeit sinnvoll und gut zu nutzen.

Also, bis zum nächsten Mal, à bientôt,
Tabea