Dienstag, 29. November 2016

Vom Suchen und Finden...

Hallo ihr Lieben,

nun mal wieder ein persönliches Update von mir. Seit der letzten Meldung ist ein bisschen Zeit vergangen, weil es mir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden, um momentan zu beschreiben, wie es mir so geht.

Versteht mich nicht falsch, insgesamt geht es mir immer noch sehr gut hier und ich bin zufrieden, hier zu sein. Doch momentan bemerke ich, dass ich viel nachdenke. Nun sind wir schon im 4. Monat unseres weltwärts-Jahres angekommen und die Zeit vergeht so schnell. Es liegen schon viele Erfahrungen und Begegnungen hinter uns in so kurzer Zeit und ich frage mich, was noch vor uns liegt, was das Jahr noch für uns bereithält.

Mittlerweile hat sich ein fester Alltag eingestellt, der unter Woche von der Arbeit bestimmt wird und auch im Projekt habe ich meinen festen Platz gefunden. Das vermittelt ein Gefühl der Sicherheit und es ist schön zu merken, dass man angekommen ist. Gleichzeitig frage ich mich momentan, was jetzt kommt. Nun, wo man sich an die Abläufe gewöhnt hat und nicht mehr so sehr mit all den neuen Eindrücken beschäftigt ist, habe ich das Gefühl, bietet sich plötzlich neuer Raum, der darauf wartet gefüllt zu werden.
Bevor ich geflogen bin, habe ich mir gesagt: "Dieses Jahr ist das, was du daraus machst". Nun frage ich mich, was ich mache...
Ich denke, ich fühle mich vielleicht momentan auch neben der Arbeit nicht richtig ausgelastet,(also nicht, dass ich nicht müde nach Hause kommen würde) sondern ich hätte gern noch etwas neben bzw. nach der Arbeit so wie ich auch in Deutschland die Nachmittage eher mit meinen Hobbys als daheim verbracht habe.
So bin ich immer noch auf der Suche nach meinem Platz in einer anderen Kultur, zwischen neuen Personen und vielen Möglichkeiten. Wir befinden uns hier in einem Wachstumprozess, der das erste Mal größtenteils ohne den Einfluss von Eltern und Freunden von zu Hause geschieht. Wir sind mit neuen Aufgaben und Situationen konfrontiert und ich weiß nicht, ob man sich direkt verändert, aber man entwickelt sich eben (weiter).
So bin ich nach wie vor auf der Suche und gleichzeitig finde und fand ich bereits jetzt schon viel mehr als ich erwartet hätte.

Ihr merkt schon, es ist momentan Einiges in Bewegung und ich bin gespannt, welchen Weg ich wähle für die kommenden Monate und wo mein Weg mich hinführt. 

Bald mehr,
À bientôt,

Tabea

Alles, was du bist.
Alles, was du willst,
Alles, was du sollst,
geht von dir aus.
  Heinrich Pestalozzi

Viele Reisende wissen eigentlich gar nicht, was sie suchen. Aber sie wissen es genau, wenn sie es gefunden haben.
   Martin Krengel

Freitag, 25. November 2016

10 Jahre KEKELI - 10 Jahre Licht

Hallo meine Lieben,
hier mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Mir geht's nach wie vor sehr gut hier und der Alltag hat mich mehr im Griff als gedacht. :-)

Nun aber zur Überschrift...
10 Jahre Centre KEKELI. Am vergangenen Wochenende war es soweit und wir feierten das Jubiläum sehr schön!

"Tout par l'amour. Rien par la force."           "Alles aus Liebe. Nichts aus Zwang."             (Das Motto unseres Centres)

Am Freitag begannen die Vorbereitungen und jeder aus dem Team packte mit an.
Passend zum Anlass hatte das Centre auch einen neuen Anstrich und ein neues Schild am Eingang bekommen.
Es wurde geputzt, geräumt und geschmückt was das Zeug hält. Ich habe den Eindruck, der togoische Dekogeschmack besagt "Mehr ist mehr". Und so funkelten bald an allen Türen und Wänden bunte, glitzernde Girlanden und Schleifen. Die Musikanlage wurde aufgebaut und schon bei den Vorbereitungen wurde viel getanzt und gesungen, weshalb die Arbeit trotz der Wärme total Spaß machte. Zwischendurch legten einfach alle mal Besen, Staubtuch & Co. beiseite um miteinander zu tanzen.
Als wir es dann geschafft hatten und alles blitzte und funkelte, waren wir bereit für Samstag.

Am Morgen kamen zuerst unsere Kleinen aus der "animation des petits", also der Kleinkinderbetreuung. Sie führten Tänze, Lieder und Spiele auf, die wir einstudiert hatten und oft sind auch die Kinder, die gerade saßen und nicht auf der Bühne waren, aufgesprungen, um einfach mitzutanzen zur Musik. Als es dann zur Belohnung noch etwas zu naschen für jeden gab, war die Freude perfekt. Total schön die Knipse so aufgedreht und fröhlich zu sehen!

Danach kamen die Frauen vom Alphabetisierungskurs. Die Meisten von ihnen arbeiten auf dem Markt neben dem Projekt.
Nach der Eröfnnungsrede, erzählte eine Mitarbeiterin mit vielen Bildern anschaulich von der Entstehung und Entwicklung des Centre, was total interessant war!
Im Anschluss führten die Frauen Sketche auf und machten Musik und tanzten. Die Stimmung war so fröhlich und die Frauen haben füreinander total viel geklatscht und sich für die Sketche etc. gelobt.
Auf einmal wurden Solène (eine französische Praktikantin, die éducatrice spécialisé lernt und 6 Wochen bei uns ist) und ich von einer Dame an der Hand gepackt und in ihre Mitte gezogen, um den traditionellen Tanz mit ihnen zu tanzen. Im ersten Moment war ich super überrascht und alle Augen waren plötzlich auf uns gerichtet, aber als wir einfach lostanzten, gab es kein Halten mehr. Die meisten Frauen von ihnen sprechen kein Französisch, aber in diesem Moment hatten wir eine Verbindung, die über das Sprachliche weit hinaus geht. Für mich einer der Höhepunkte des Tages und eine tolle Erinnerung.

Nach einem Mittagssnack im Team und einer Verschnaufpause kamen die Kinder von der classe relais und aus dem Kinderclub zu uns.
Da wurde es für mich und meinen Kollegen Hervé noch einmal richtig spannend. Die ganze Woche hatten wir mit "unseren" Kindern nach dem Unterricht kleine Lieder und Gedichte einstudiert, die am Samstag vorgetragen wurden. Allerdings klappte noch nicht alles ganz Problem bei der letzten Probe weshalb wir umso gespannter waren auf Samstag. Ich weiß gar nicht, wer stolzer war als alles fehlerfrei vorgetragen wurde - Wir oder die Kinder? ;-)
Danach tanzten wir alle zusammen und es gab etwas Süßes für Jeden. Auch die Kinder vom Kidsclub (eigentlich eher ein Jugendclub) trugen Sketche und Gedichte vor.

Eine sehr schöne Geste war es als 10 Kinder mit Kerzen zu "Joyeux anniversaire" in den Saal durch die Reihen gelaufen kamen und sich auf die Bühne stellten und zehn weitere Kinder die Kerzen auspusteten. Jeder konnte sich etwas für das Centre und die nächsten zehn Jahre wünschen. Danach gingen wir als Team alle auf die Bühne, tanzten und machten ein Gruppenbild. ("Los, wir machen das Familienbild. Kommt alle zusammen.")

So ging ein aufregender Tag zu Ende, der mir immer gut in Erinnerung bleiben wird.

Am Sonntag ging das Team zusammen in die Messe. Auch die muslimischen Mitarbeiter kamen alle mit und auch für mich war es die erste katholische Messe. Das zeigt auf jeden Fall den Zusammenhalt des Teams, den Respekt vor dem Projekt und dem katholischen Hintergrund, aber auch die große Toleranz, die ich hier bis jetzt zwischen den Religionen bemerkt habe.
Im Anschluss gingen wir alle für eine Kaffeepause mit Croissants (wie lecker!) ins Centre. Wie immer war die Stimmung total gut, alle alberten rum, machten Fotos zusammen und Späße,...

Ich denke, man kann raushören, was für ein tolles Wochenende wir alle zusammen hatten und wie glücklich ich im Projekt mit meinen Kollegen bin. Anbei noch einige Bilder für euch!

Bis bald,
Á bientôt,

Tabea

Sonntag, 13. November 2016

Alltag, Arbeit, Lebenszeichen

Hallo ihr Lieben,

hier mal wieder ein Lebenszeichen von mir!

Die meiste Zeit in den vergangen Wochen hat die Arbeit eingenommen. Es läuft immer noch gut und ich habe Spaß im Centre.
In der Kleinkinderbetreuung kann ich meine neu-gelernten Ewé-Vokabeln anwenden, was die Verständigung erleichtert,wenn es auch nur einige Wörter wie "Komm her", "Setz dich" oder "Steh auf" sind. Trotzdem habe ich zu den Kindern schon eine gute Beziehung aufbauen können und freue mich, wenn sie den Kontakt zu mir suchen.

Ansonsten hatten wir am letzten Mittwoch 5 Stunden réunion, also Besprechung, wo sich das ganze Team zusammenfand, um die letzten 2 Monatsberichte auszuwerten. Diese werden von jeder Einheit (z.Bsp. die Psychologen, die Anwälte, die Erzieher oder die Krankenschwestern) verfasst, um die Monatsvorkomnisse zu dokumentieren und alle zwei Monate besprochen.
Es war aufschlussreich und interessant so viel zu erfahren. Einiges wusste ich noch nicht und gerade von den Einheiten, mit welchen ich bei der Arbeit nicht direkt Kontakt habe, war viel Neues zu erfahren.

Nach diesen langen 5 Stunden war ich aber doch sehr froh, erst einmal zwei Stunden Mittagspause zu haben. Bei uns im Projekt schlafen viele Mitarbeiter in dieser Pause. Sie holen dann ihre pagne (also dünne Stoffe) und legen sich auf die Bänke bei uns. Zum Anfang konnte ich mir das gar nicht vorstellen, aber sie haben mir immer wieder gesagt "Tabea, du arbeitest viel. Du musst dich auch ausruhen." Mittlerweile freue ich mich richtig darauf eine halbe oder dreiviertel Stunde die Augen schließen zu können und kann in null-komma-nichts einschlafen. Danach geht man einfach fitter an die Arbeit und durch die Wärme kann man in der Mittagszeit auch kaum etwas machen. (Mein Projekt ist aber auch zum Glück! sehr gut klimatisiert.)
Nach dieser Pause (in der ich auch geschlafen hatte) rief mich die Chefin auf einmal zu sich - ich wusste gar nicht, um was es geht... Da hat sie meine Hand genommen, meinen Arm getätschelt und meinte: "Mein Kind, ich freue mich zu sehen, dass dich ausruhst, denn du arbeitest viel. Das zeigt mir, dass du dich hier wohlfühlst und nun bei uns angekommen bist. Jetzt weißt du, wie wir hier arbeiten : Wir arbeiten hart, ruhen uns aus und arbeiten weiter." und lachte ihr typisches herzliches Lachen. Ein schöner Moment. :-)

Besonders viel Freude hat mir die Arbeit mit den Mädchen in den letzten Wochen gemacht. Momentan sind wieder mehr Mädchen im Haus und die Meisten gehen momentan nicht in die Schule, sodass sie den ganzen Tag im Projekt sind.
Bei der Sporteinheit am letzten Freitag habe ich sie nochmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt und wir haben viel gelacht und rumgealbert. Insgesamt merke ich, dass ich nun schon eher die verschiedenen Persönlichkeiten einschätzen kann und so besser auf jedes Mädchen eingehen kann.

So, das war es erst einmal von mir.
Kommt gut in die neue Woche!

À bientôt,
Bis bald,

Tabea